Chronik

Wir blicken auf über 90 Jahre Schützenverein zurück: Anno 1928

Es war wohl nicht die einfachste Zeit, damals, knapp 10 Jahre nach dem 1. Weltkrieg. Am 24. November 1928 wurde in der Gastwirtschaft Weindl (heute das angrenzenede Gemeinschaftshaus) auf Initiative der Herren Lehrer Karl Kugler und Georg Brandl der Schützenverein Euerwang gegründet. 24 Mitglieder traten spontan dem neugegründeten Verein bei, der sich noch am selben Abend auch eine Satzung gab, in der unter anderem eine Aufnahmegebühr von 2 Reichsmark und ein Monatsbeitrag von 30 Pfennig festgelegt wurde. Ein sehr hoher Beitrag, wenn man bedenkt, dass der damalige Stundenlohn eines Facharbeiters zwischen 30 und 50 Pfennig lag und ein Bauernknecht im Jahr zwischen 80 und 100 Reichsmark verdiente.

Der Vorstand des neugegründeten Vereins setzte sich wie folgt zusammen:

  1. Vorstand Karl Kugler
  2. Vorstand und gleichzeitig Schriftführer Georg Brandl
    Kassier Hans Schneider

In den Ausschuss wurden berufen: Michael Albrecht, Valentin Götzenberger, Willibald Mödl und Franz Schober.

Als Aufgaben der Vereinsarbeit wurden folgende Ziele festgesetzt:

  • Pflege und Ausbildung des Schießsports
  • Abhalten des Preisschießens und
  • Förderung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens im Dorf

Am 15.12.1928 war der erste Schießtag. Da der junge Verein noch kein eigenes Gewehr besaß, hat der Schützenkamerad Valentin Götzenberger seinen Privatstutzen zur Verfügung gestellt. Geschossen wurde vom Gastzimmer durch die Küche in die Abstellkammer, um die notwendige Entfernung zu erreichen. Es gab damals noch keinerlei Zugstände geschweige denn elektronischen Stände, so dass draußen ein so genannter Zieler postiert wurde, der dann das Ergebnis anzeigte. Am 01.01.1929 wurde zu einem Preisschießen nach Heimbach eingeladen. Es gab damals auch in Heimbach einen Schützenverein. Um die Vereinskasse aufzufrischen, wurde am 06.01.1929 eine Christbaumfeier mit Versteigerung abgehalten, bei der ein Überschuss von 100 Reichsmark erzielt wurde, was sich zur damaligen Zeit als großer Gewinn herausstellte. Nun konnte auch ein eigener Zimmerstutzen angeschafft werden.

Die Theateraufführungen, die bereits seit 1919/1920 in Euerwang stattfinden, wurden nun auch vom Schützenverein übernommen (siehe auch: http://www.sv-euerwang.de/theater/chronik-theater/)

Als Unterhaltungsschießen wurde damals schon das Kegelschießen eingeführt, das bis in die 1960er Jahre Bestand hatte. Der junge Schützenverein wollte nicht abseits stehen und schloß sich dem Schützengau 33 Kipfenberg an, dem damals 15 Vereine angehörten: Kipfenberg, Grösdorf, Gungolding, Pfalzpaint, Hofstetten, Schelldorf, Dörndorf, Denkendorf, Irfersdorf, Badanhausen, Kinding, Enkering, Hirnstetten, Altdorf und Euerwang. Vereinswirt Josef Weindl baute eine Kegelbahn, die auch als Sommerschießanlage genutzt werden konnte. Die Euerwanger Schützen wollten nun auch eine eigene Fahne, aber das notwendige Kapital war nicht vorhanden. So wurde eben improvisiert. Das Material konnte gekauft werden und Schützenmeister Kugler malte auf die Seide die Motive für die neue Fahne. Seine Frau fertigte die Stickarbeiten und so konnte am 07. Dezember 1930 eine Fahnenweihe stattfinden. Die Patenschaft übernahm die Kgl. priv. Schützengesellschaft Kipfenberg.

Die Fahnenweihe nahm H. H. Pfarrer Boscher vor. Man war anfangs sehr skeptisch, und hatte große Bedenken, war doch kein Geld in der Kasse. Jedoch konnte der Vorstand seine Mitglieder sehr gut motivieren und schon an diesem Schießtag wurden stolze 103 Reichsmark eingefahren. Insgesamt wurden bei diesem Festschießen 450 RM und bei den Festzeichen 181 RM eingenommen. Eine Anekdote sei noch hinzgefügt: Der Festgottesdienst sollte eigentlich im Freien stattfinden, aber der Pfarrer musste eine Genehmigung vom Ordinariat einholen. Diese verweigerten den Wunsch, mit der Begründung, dass Euerwang eine große Kirche habe. Es hat sich dann jedoch alles von selbst erledigt, denn am Festsonntag hat es geregnet. Die gesamte Woche herrschte herrlichstes Sommerwetter, am Samstag kam jedoch ein fürchterliches Gewitter, wie der Chronist vermerkte und auch am Sonntag hat es weitergeregnet. Damals mussten die Leute ja noch zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad anreisen, weshalb viele Vereine ausblieben. Der Umsatz an diesem Tag war dementsprechend sehr gering. Es wurde überliefert, dass der Dorfmetzger Andreas Werner ein Schwein schlachtete und Würste machte, die er aber wegen dem schlechten Wetter nicht verkaufen konnte. Er wurde so zornig, dass er gegen Abend die Würste den Leuten nachgeworfen hat, kaputt wären sie doch gewesen, denn es gab damals noch keine Kühlanlagen.

Eine zum schmunzeln verleitende Episode sei noch hinzugefügt: Zum Preisschießen kam auch der zweite Gauschützenmeister Dr. von Stubenrauch, Notar zu Kipfenberg. Er kam öfter, weil er mit seinem Ergebnis nicht zufrieden war. Jedes Mal hat er gemosert – über den Stand, über den Schreiber oder den Zieler, bis es ihm endlich gelang, sein Traumergebnis zu erreichen. Und dann, sagte der Schreiber Josef Thiermeyer, genannt der Metzgerschneider, hätte er uns beinahe ersäuft. Die Fahnenweihe konnte, nachdem das Freibier der Brauerei und der gestifte halbe hl vom Vereinswirt verkauft war, erfolgreich abgeschlossen werden.

Der Verein übernahm 1931 die Patenschaft beim Schützenverein Anlautertal Altdorf. Bis heute herrscht hier ein freundschaftlich-kameradschaftliches Verhältnis. Im Januar 1933 starb Prinz Alfons von Bayern, der Protektor der Schützen. Eine Fahnenabordnung aus Euerwang beteiligte sich bei der Beerdigung in München. Schießbetrieb war in diesen Vorkriegsjahren nur von Kirchweih bis Josefi. Von 1933 bis 1945 sind keine Aufzeichnungen vorhanden, lediglich ein Brief von 1943, welcher besagt, dass die Schützenführer Bauernfeind aus Euerwang und Eckerle aus Altdorf beim Sektionsschießen in Kipfenberg Schießaufsicht hatten.

Während des 2. Weltkriegs ruhte das Vereinsleben. Wir Gedenken dabei der gefallenen Mitgliedern Martin Butz, Michael Landmann, Kaspar Weindl und den beiden Vermissten Alois Butz und Georg Heiß.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Schützenvereine von den Besatzungsmächten verboten. Somit konnte erst am 18. Mai 1950 wurde durch den damaligen Schützenmeister Josef Bauernfeind der Verein wieder ins Leben gerufen. 27 Männer traten (er)neu(t) bei. Als Monatsbeitrag wurden 20 Pfennig festgelegt und eine Aufnahmegebühr von 1 DM. Für 155 Deutsche Mark wurde ein Luftgewehr gekauft und mit einem Zugstand vom Gastzimmer durch die Küche der Schießbetrieb wieder aufgenommen.

Am 16. Mai 1954 feierte der Verein seinen 25. Geburtstag. Dabei wurde ein Jubiläumsschießen durchgeführt, an dem sich stolze 168 Schützen aus 21 Vereinen beteiligten. Geschossen wurde in der alten Kegelbahn und an jedem Stand saß ein Schreiber, der jeden Schuss in die Schießkarte eintrug. Das Fest war ein voller Erfolg, sodass man sich einen zweitägigen Ausflug nach Berchtesgaden genehmigte.

Schießsportlich war in dieser Zeit das Leistungsnadelschießen hoch im Kurs. Leistungsnadeln in verschiedenen Klassen wie Bronze, Silber, Gold und Schützenschnur mit Eicheln waren der Stolz eines jeden Schützen und zierten bei Schützenfesten jeden Anzug. Alljährlich an Weihnachten wurde sehr erfolgreich Theater gespielt und die Mitgliederzahl des SV Euerwang nahm kräftig zu.

1960 begannen die Rundenwettkämpfe (RWK) und auch die Euerwanger Schützen beteiligten sich mit einer Mannschaft an diesem gauinternen Wettkämpfen. Den Schützengau 33 Kipfenberg gab es nicht mehr und die Vereine in unserer Umgebung waren dem Gau Eichstätt angegliedert.

Auf Geheiß des Schützenvereins erstellte die Gemeinde im Friedhof in Euerwang ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Die feierliche Einweihnung erfolgte am 22. September 1963.

Im Jahre 1968 zählte der Verein 75 Mitglieder. Darunter einige aus den Nachbarorten der Pfarrei. Am 07. Juli desselben Jahres hielt der Verein das Gauschießen anlässlich des 40 jährigen Jubiläums ab. Es wurde ein großes Fest gefeiert und die Schirmherrschaft übernahm Landrat Ignaz Greiner. Es beteiligten sich 372 Schützen und am Festzug marschierten 44 Vereine mit. Herrliches Sommerwetter bescherte dem Verein einen großen Erfolg und die Vereinskasse konnte aufgebessert werden. Gauschützenkönig wurde zu diesem Zeitpunkt Paul Pürner aus Greding.

1971 gelang der Aufstieg in die A-Klasse und eine zweite Mannschaft konnte gebildet werden. Im Jahr 1973 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichts Hilpoltstein. Der größte bis dato sportliche Erfolg war im Jahr 1972 der Aufstieg in die Gauliga. Auch eine B- und C-Mannschaft des SV Euerwang waren nun in den Rundenwettkämpfen vertreten.

Anno 1976 wurde die Patenschaft beim SV Höbing übernommen. Am 01. Januar 1978 zählte der SV Euerwang 101 Mitglieder. Am 04. Juni desselben Jahres wurde das 50-jährige Gründungsjubiläum abgehalten. Unter der SChirmherrschaft des früheren Bundesministers Richard Stücklen wurde ein Schützenfest mit einem Preisschießen abgehalten, bei dem sich 838 Schützen und beim Festzug 54 Vereine beteiligten.

Wegen Abbruch der alten Gastwirtschaft wurde eine neue Schießanlage erforderlich. Auf dem Grund von Vereinswirt Weindl erbaute der Verein eine Schießanlage, die gleichzeitig auch als Saal genutzt werden kann und auch zum Theaterspielen geeignet ist. Als Zwischenbau zum Wohnhaus errichtete Josef Weindl eine kleine Gastwirtschaft. 88.000 DM war der Kostenvoranschlag und durch hohe Eigenleistung wurde das Projekt für 50.000 DM verwirklicht. Am 24. Mai 1981 wurde das neue Gebäude eingeweiht und vorher ein Sauschießen durchgeführt, bei dem jeder Schütze eine Brotzeit und am Festsonntag einen Fleischpreis. 567 Schützen beteiligten sich an dem Schießen. Schirmherr war Landrat Hutzelmann und nach der Einweihung war der Verein schuldenfrei. Das 60-jährige Jubiläum 1988 wurde im kleinen Rahmen gefeiert. Es wurden 15 Vereine eingeladen und Schirmherr war Bürgermeister Otto Heiss.

Inzwischen beteiligt sich der Verein mit vier Mannschaften und zählte 1998 171 Mitglieder.

Ein sportlicher Höhepunkt war 2002 die Erringung der “Deutschen Meisterschaft” mit Zimmerstutzen mit der Mannschaft Anita Meyer (Euerwang/Linden) und Karin Peter und Katrin Meyer aus Höbing.

Nach Aufgabe der Gastwirtschaft Weindl im Jahre 2000 musste nach einer neuen Lösung für die Vereine gesucht werden. Die Stadt Greding konnte das Grundstück mit der alten Gastwirtschaft erwerben und überließ den Platz den Vereinen. Es wurde ein Gemeinschaftshaus errichtet, in dem neben dem Schützenverein auch die Blaskapelle, die Landjugend (KLJB) und die kirchlichen Gruppen der Pfarrei untergebracht wurden. Der Schützenverein übernahm die Trägerschaft für dieses Haus und somit die Hauptlast. Der Kostenvoranschlag betrug 630.000DM. Im Rahmen der Dorferneuerung und durch Förderung seitens der Diözese, des Landkreises, des Bezirks, der Stadt Greding, der Kirchenstiftungen Euerwang, Linden, Kraftsbuch und Heimbach, und durch hohe Eigenleistung in Form von Mitarbeit und Geldleistungen aller beteiligten Gruppen und Vereine der Pfarrei konnte dieses Projekt verwirklicht werden. Baubeginn war Anfang März 2002. Am 30. April war die Grundsteinlegung und am 17. Mai konnte Richtfest gefeiert werden. An Weihnachten zum Theaterspielen konnte das neue Gemeinschaftshaus bezogen werden. Die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger aus den vier Dörfern Euerwang, Heimbach, Kraftsbuch und Linden war hervorragend, es wurden rund 5.000 Stunden Arbeitsleistung erbracht.

Nachdem die alte Vereinsfahne, die zwar mit viel Idealismus von den Lehrerseheleuten Kugler gefertigt wurde, nach 75 Jahren schon arg verschlissen ist, wurde eine neue Fahne angeschafft. Am letzten Maiwochenende 2003 wurde diese im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums gesegnet. Die neue Fahne zeigt auf der Vorderseite den heiligen Martin. Sie wurde von den Mitgliedern gespendet. Mehrere Generationen haben in diesen 75 Jahren diesem Verein angehört, haben ihn getragen, in ihm Gemeinschaft erlebt, ihm die Treue gehalten und in diese Gemeinschaft viel Zeit eingebracht.

Im Jahr 2018 wurde das 90 Jährige Bestehen des Schützenvereins gefeiert. Ein dreitägiges, kleineres Schützenfest krönte das Jubiläum. Viele beteiligten sich am Jubiläumsschießen. 25 Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung waren beim Festzug am Start. Die Vereine aus dem Dorf und viele aus der Großgemeinde Greding sowieso, doch waren auch Abordnungen etwa aus Kinding (Feuerschützen) und aus Seuversholz (Böllerschützen) aus dem Landkreis Eichstätt gekommen. Ebenso wie der Rother Landrat Herbert Eckstein.

Bis heute wird das Vereinsleben im Dorf gepflegt. Aktuell sind erfreulicherweise viele Jungschützen im Verein vertreten. Die Anschaffung eines Lichtgewehrs verhalf, auch die jüngsten Mitglieder für den Schießsport zu begeistern. Man beteiligt sich in der Region an Schützenfesten und Jubiläumsfeiern. Neben den Rundenwettkämpfen und Schießtrainings finden jährlich das Neujahrsanschießen, der Schützenball, eine Jahreshauptversammlung, Frühjahrs-/Herbstwanderungen, Weinfest, Kirchweihschießen, Martinischießen und das Theaterspielen großen Anklang bei den Mitgliedern und Gönnern.

Die Tradition des Theaterspielens erfreut sich großer Beliebtheit – weit über die Ortschaft hinaus.

Vorstände des SV Euerwang (bis einschließlich 1968):

1928 – 1921
1931 – 1934
1934 – 1957
1957 – 1959
1959 – 1965
1965 – 1991
1991 – 2006
2006 – 2016
2016 – 2018
seit 2018

Karl Kugler
Anton Schraufstetter
Josef Bauernfeind
Andreas Pfaller
Willibald Kirschner
Matthias Mödl
Konrad Meyer
Michael Schneider
Konrad Meyer
Ursula Schiegl

Besonders zu erwähnen ist das sehr große Engagement des ortsansässigen Franz Schraufstetter, der die Schützenscheiben herrlich und mit großem Talent bemalte. Bis zu seinem Tod im Oktober 2023 hat er mit seinem Talent jahrzehntelang die Euerwanger Schützen erfreut.

Ehrung für Franz Schraufstetter durch 2. Schützenmeister Martin Frank (links) und 1. Schützenmeisterin Ursula Schiegl